Es ist bunt, es ist rund, und es lässt viel Spielraum für Interpretationen: Das Logo der Neuen Evangelischen Kirchengemeinde Wernigerode.

Wernigerode, 15.11.2020. Knapp ein Jahr ist es her, dass die ehemaligen Gemeinden St. Johannis und St. Sylvestri & Liebfrauen sich zusammengeschlossen haben. Nun zeigt sich die neue Gemeinde in einem eigens für sie entworfenen Gewand. Hauptbestandteil des Corporate Design ist das Logo. Es stellt ein rundes und farbenfrohes fiktives Kirchenfenster dar mit einem Kreuz auf der linken Seite. Im Stadtgottesdienst am 1. November 2020 erzählte Olaf Engel den Gottesdienstbesuchern in der Sylvestrikirche, was er in dem Logo sieht. Der Kirchenmusiker ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Öffentlichkeitsarbeit und begleitete Designerin Anke Duda beim Entstehungsprozess des Erscheinungsbildes.

Linien als Lebenswege

„Ein bisschen durcheinander sieht es aus, wie ein Mikado-Spiel“, sagte Olaf Engel einleitend über das Logo. Die Linien darin durchkreuzen sich, nähern sich an, entfernen sich voneinander, sind mal breiter, mal schmaler, auch mal zerrissen. „Sind das unsere Lebenswege?“, fragte er. „Durchaus geradlinig, aber in ganz verschiedenen Richtungen.“ Bei dem Vergleich setzt Olaf Engel die Linien in eine Beziehung zum Kreuz: „Alle unsere Wege nehmen ihren Lauf im Umfeld des Kreuzes. Manche verlaufen ganz nah, einer durch seine Mitte, andere eher am Rand.“ Wo sich Linien durchkreuzen, entdeckt Olaf Engel mehrfach den Buchstaben A. „A und O, Anfang und Ende. Viele As, viele Anfänge. Und ein O, der Außenkreis, der alles zusammenhält.“ Auch, so meinte der Kirchenmusiker, könnten es Strahlen sein, die das Logo durchziehen.

Improvisation über “Strahlen brechen viele aus einem Licht” aus dem Gottesdienst zur Präsentation des Logos

Linien als Lichtstrahlen

„Viele Strahlen scheinen von rechts zu kommen, von einer Quelle außerhalb. Gewissermaßen aus Osten, aus Richtung der Sonne“, sagte er. „Im Westen, auf der gegenüberliegenden Seite, ist es dunkler, kühler. Auch die dunklen Seiten des Lebens werden nicht verschwiegen.“ Zwölf Farben ordnete Anke Duda den Flächen des Logos zu. Die Projektgruppe habe sich ein buntes Logo gewünscht, ließ sie der Gemeinde aus einem Brief vorlesen. Leider konnte die Designerin nicht selbst beim Gottesdienst dabei sein. „Eigentlich sollte ein Logo eine übersichtliche Anzahl an Farben haben“, wurde sie zitiert, „doch was passierte? Den entstandenen Flächen zwischen den Linien ordnete ich mutig zwölf Farben zu, suchte die Töne sorgsam aus. Heller, dunkler, ausgewogen kombiniert.“ Auch das Fenster als Sinnbild sei immer näher gerückt. „Irgendwie verflochten sich die Teile nun zu einem Ganzen: Form, Linien, Flächen, Farben.“ Ein buntes Kirchenfenster entstand.

Fenster als künstlerische Verbindung

„Fenster symbolisieren im Sonnenschein das göttliche Licht in der Kirche“, sagte Olaf Engel. „Ihre Wirkung zeigen sie innen. Aber wenn es draußen dunkel ist, und drinnen Licht, dann leuchten sie hinaus in die Welt.“ Der Glaskünstler Günter Grohs schuf neue Fenster sowohl für die Johannis- als auch für die Sylvestrikirche. Darum, findet Olaf Engel, sind Kirchenfenster eine schöne künstlerische Verbindung zwischen den beiden fusionierten Gemeinden. Die Konfirmandinnen und Konfirmanden der achten Klassen trugen im Gottesdienst ihre Gedanken zu den Farben im Logo vor. So sagte etwa Leonora: „Das Olivgrün erinnert mich an den Ölbaumzweig, den die Taube bei der Sintflut gefunden hat und dann im Schnabel trägt.“ Olivgrün stehe für Hoffnung. „Die Sintflut ist vorbei und das Leben beginnt neu!“ Für Svenja steht das Rot für die Liebe. „Die Gemeinde steht hinter mir, ich kann mich darauf verlassen.“ Das Gelb erinnert Jonathan an die Sonne, „an Neuschöpfung und den Beginn einer neuen Gemeinde“.

Verbindung von Himmel und Erde

„Uns ging es darum, mit diesem Logo etwas von dem auszudrücken, was in uns ist“, sagte Pfarrerin Dr. Heide Liebold in ihrer Predigt. „Wo ist unsere Mitte, unser Fundament? Wer trägt und erhält das alles, was uns als Gemeinde ausmacht? Wer trägt und erhält mein und dein Leben? Und wohin wird mein Leben geführt und getragen? Das hab‘ ich nicht selbst in der Hand. Das tut Gott.“ Das kleine bunte Logo mit dem Kreuz und den vielen Teilen sage ihr: „Hier ist deine Mitte und hier ist jeder besonders und einzigartig. Hier ist jeder willkommen. Hat jede ihren Platz.“ Auf sie, sagte die Pfarrerin, wirken die Balken des Kreuzes wie ausgebreitete Arme. „Wie eine Verbindung von Himmel und Erde. Und irgendwo dazwischen bin ich. Und du. Und die anderen.“

Fenster der Gemeinde

Nach und nach wird das Logo der Neuen Kirchengemeinde auf deren Veröffentlichungen zu finden sein: Auf Postkarten und Plakaten, auf Briefköpfen und Flyern, auf der Startseite der Website oder auf dem Titelblatt des Gemeindebriefs. „Ich kann mir gut vorstellen“, sagte Olaf Engel, „dass dieses Logo zu einem Fenster der Gemeinde wird, zu einem Symbol von Durchlässigkeit, Buntheit und Lebendigkeit und unserem gemeinsamen Weg im Glauben.“